MEIN WEG

Im Oktober 2013 stand ich das erste Mal auf dem Jakobsweg, dem Camino Francés, einer der bekanntesten Pilgerwege der Welt. Seit über 1000 Jahren wandern Pilger zum Grab des Apostels Jakobus in der spanischen Stadt Santiago de Compostela.
Wie ein großes Netz, über Europa gespannt, führen unzählige historische Wege nach Santiago de Compostela, Rom, Jerusalem. Noch älter als die Pilgerwege in Europa und im Nahen Osten sind die Pilgerwege in Asien, die hier auch gern Sternenwege genannt werden. Die Sterne der Milchstraße stellen nach alten Vorstellungen den Weg der Seelen dar. Ihr Licht ist dabei Kompass, der den Weg zum Paradies zeigt, das man früher am Ende der Erde vermutete. Die Geschichte des Pilgerns gleicht einem großen Puzzle, das ihr hier nachlesen könnt.

Meine erste „Rucksackerfahrung“ habe ich in Nepal gemacht. Hier packte mich auch die Leidenschaft für das Wandern. Ich wuchs an Mut, Selbstvertrauen und Abenteuerlust. Die Begegnung mit so ganz anderen Kulturen und Lebensweisen verstärkten mein Interesse und meine Liebe zu den Menschen. Mein nächstes Ziel sollte nun Peru sein. Das Inkareich. Ich begab mich auf die „Suche“ nach persönlichen Kontakten – praktisch ist hierfür die ITB in Berlin. Dort traf ich auch auf Wilfredo, der gerade, wie jedes Jahr, das peruanische Festival in Berlin organisierte. Es ergab sich, dass ich ein paar Wochen später, vier jungen peruanischen Tänzerinnen einen Schlafplatz in meiner Wohnung zur Verfügung stellte und auf diese Weise und während des Festivals wunderbare Kontakte entstanden.
Warum buchte ich dann nicht endlich meinen Flug? Es begab sich auf wundersame Weise, dass ich nicht durch das Hochland der Anden zum Titicacasee, durch den Dschungel hinunter zum Pazifik auf uralten Verbindungswegen, Sternenwegen, gehen sollte (oder wollte), sondern auf dem Camino Francés in Europa. Wie das? „Gottes Wege sind unergründlich“ – zumindest manchmal für unseren Verstand.
Ich glaube, dass ich schon zu diesem Zeitpunkt sehr erschöpft war. Ich wollte eigentlich überhaupt nichts planen, sondern einfach nur SEIN, ohne Plan und ohne Muss, just be.
Da wurde mir Hape Kerkelings Buch „Ich bin dann mal weg“ bereitgelegt. Ihr lacht? Ich auch! 😀
Ich fand seine Art zu Pilgern nicht unbedingt nachahmenswert, aber saukomisch. Ich hab mich kaputtgelacht. Das Buch hat einfach Lust auf mehr gemacht und ich erkannte, dass ich genau das gefunden hatte, was ich jetzt brauchte. Hier gibt es nichts zu planen. Ich konnte jederzeit loslaufen und zurückkehren wann ich wollte. Das einzige was zu organisieren war: wo starte ich und wie komme ich dorthin!
8 Wochen später begann ich MEINEN WEG in Saint Jean Pied de Port in Frankreich und dieser führte mich 600 km über die wunderschönen Pyrenäen, durch die Regionen Navarra, La Rioja, Kastilien, Galicien und endete in der Templerstadt Ponferrada, 216 km „vor dem Ziel“ Santiago de Compostela. Mein Urlaub war zu Ende. Ich muss euch sicher nicht beschreiben, wie ich mich fühlte. Nicht, weil ich Santiago nicht erreichte, sondern weil ich im „Fluss des Lebens“ unterbrochen wurde und ich in mein „altes Leben“ zurückkehren musste. Erstmal, beschloss ich, denn in diesem Moment war mir total klar, dass ich DEN JakobsWEG nicht zum letzten Mal betreten habe. Meine Caminofreunde, denen ich auf dem Weg begegnet bin, brachten mich, nach einem letzten Frühstück, noch zum Bus und verabschiedeten mich mit den Worten, dass ich den Weg in ihren Herzen weitergehen werde. Ein Trost. Und ein wenig später wurde mir auch klar, dass mich auf diesen 600 km alles gelehrt wurde, was ich zu diesem Zeitpunkt wissen musste.

Der Weg ist es der uns glücklich macht, nicht das Ziel.

Diese Wanderung, das Gehen meines Weges in meinem Tempo, verwandelte mich.
Ich begegnete unserem Schöpfer und mir Selbst. Ich weiß seitdem, was LEBEN ist. Das Leben ist nicht die 5-Jahres-Planung, möglichst viel Besitz anzuhäufen, nach Sicherheit im Aussen zu streben, etc.. Das Leben ist DIESER MOMENT. Das Leben ist das WUNDER SCHÖPFUNG und ein Leben im Einklang mit ihr. (GLÜCKLICH)SEIN MIT ALLEM WAS IST. BEGEGNUNG. AUSTAUSCH. Ein VONEINANDER LERNEN. Je WENIGer GEPÄCK, desto leichter ist es auch in uns und zu allererst müssen wir lernen gut für uns selbst zu sorgen, um auch anderen eine wirkliche Hilfe sein zu können. Das Leben ist FREUDE, ABENTEUER, ERFAHRUNG, GRENZENLOSIGKEIT, BEDINGUNGSLOSIGKEIT, VERTRAUEN, BEWEGUNG, FREIHEIT, STAUNEN, L(i)EBEN !…unendlich könnte ich das jetzt fortsetzen, doch würde ich „nur“ weitere Worte und Facetten der LIEBE nennen…

Seit meiner ersten Jakobswegerfahrung landete ich immer wieder auf den mit Muschel und/oder gelben Pfeilen gekennzeichneten historischen Wegen. Sie sind überall. Das faszinierte mich und jedes Mal aufs Neue spürte ich die ganz eigene Kraft und Anziehung des Weges, den Frieden und die Geborgenheit, die von ihm ausgehen. So auch wieder, als ich, kurz vor meiner totalen Erschöpfung, auf dem deutschen Jakobsweg in Mecklenburg-Vorpommern ging. Wieder ein ganz besonderer Moment in meinem Leben. Hier traf ich die Entscheidung, von nun an, bis in alle Ewigkeit, dem Ruf meines Herzens zu folgen und meinen Herzensweg zu gehen.

Meine Idee, eine Wanderung, ganz ohne Orts- und Zeitvorgabe und in meinem Tempo, an meiner Haustür zu beginnen, bekam immer mehr Kraft. Denn wo sonst fängt UNSER WEG an und wo endet er? Nur in uns. Schon mit dem Umzug in die Malche, im April 2015, spürte ich, dass dies der Ort sein könnte, wo meine nächste Wanderung (physisch) beginnen sollte. Meine Entscheidung war getroffen, als ich im Juli des gleichen Jahres einen Unfall hatte. Ich lag im Krankenhaus, durfte mich noch nicht bewegen, weil die Untersuchungsergebnisse noch nicht vorlagen, da schoss mir der Gedanke durch Kopf und Herz, ob ich jemals wieder meinen Rucksack und Wanderschuhe anziehen könne…? Ich betete und war dann unendlich glücklich, dass „nur“ ein Wirbel gebrochen war. Ruhe zog in mir ein. Stille. Und ein neues Begegnen mit der Schöpfung. Demut. „Die Entdeckung der Langsamkeit“. Der Unfall wurde zum Segen. Die Gebete der Schwestern, die Zuneigung und Liebe meiner Familie und meine innige Verbindung zu unserem Schöpfer, liessen mich (wieder) eine schnelle Heilung erfahren. Gleichzeit wusste ich, dass, sobald ich wieder ganz in meiner (neuen) Kraft bin, ich mich auf meinen HERZENSPILGERWEG und die (vielleicht) längste Wanderung meines Lebens begeben werde.

Mit dieser klaren Entscheidung kam auch noch einmal ALLES andere kraftvoll in Bewegung.
Die Göttliche Welt arbeitete unermüdlich daran, mich auf Ballast aufmerksam zu machen. Klar und direkt. Denn solch’ eine Wanderung werde ich nur mit möglichst wenig Gepäck gehen können – im Innen wie im Aussen. Alte Verletzungen wurden noch einmal sichtbar und wollten endgültig geheilt werden. Das konnte ich gut nehmen und arbeitete kräftig mit. Ich staunte, wie schnell und präzise sich alles klärte, fügte, harmonisierte und ich so nochmal leichter und durchlässiger wurde.
Gleichzeitig fühle ich mich noch kraftvoller, ausgerichteter, sicherer, lebenshungriger.

ALLES formte sich zu genau diesem PERFEKTEN MOMENT.

Seit August 2016 gehe ich nun MEINEN HERZENSPILGERWEG, gebe mich der Schöpfung ganz hin, um vollständig zu erblühen & ich weiß, dass bereits alles auf mich wartet…

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8 Gedanken zu “MEIN WEG

  1. Ich bin ganz begeistert von der Seite und deinem neuen Leben! Ich freue mich so für dich.
    Mein Leben wurde auch gerade auf den Kopf gestellt und ich versuche jeden Tag Kraft zu finden nicht zusammen zu brechen.
    Dieser Blog hat mir Mut gemacht dass ich doch eines Tages wieder richtig glücklich sein kann und der Schmerz vergeht und man die Vorzüge des neuen Lebens erkennt.
    Danke Katrin!

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    1. Liebe Janine,
      ich danke dir sehr für deine Worte & freue mich, dass du auf meine Seite geführt wurdest und du Mut aus ihr schöpfen kannst.
      Ich wünsche dir viel Kraft und Zuversicht für all‘ das was gerade ist und sein wird. Ich wünsche dir den Mut zu Glauben, um eines Tages zu erkennen, dass auch die schwierigsten Momente in unserem Leben Wertvolles für uns bereithalten.

      Der Gedanke zum 15. Juli ist:
      „Deshalb ist es wahr, daß dir oder durch dich nichts geschieht, was nicht deinem eigenen höchsten Wohl dient.“ (aus GmG 1, Seite 262/Quelle: http://www.gespraechemitgott.org)

      Herzensgrüsse von Katrin

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  2. Hallo Katrin,mit ganz viel Interesse habe ich DeineAusführungen gelesen.Auch mit großer Bewunderung dafür,wie Du diesen, Deinen bisher nicht immer leichten
    Weg meistert.Gibt es denn Schöneres als seinen Weg zu finden,einen Weg der von seinem Herzen vorgezeichnet ist.Ich wünsche Dir ganz viel Gesundheit und Lebensfreude im Einklang mit allem was Dir gefällt. Und paß immer schön auf Dich auf.
    Herzlichst Karl-Heinz Wendorff(Carlvon Breydin),der Schanzenmoderator.

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    1. Lieber Karl-Heinz, ich danke dir sehr für deine Worte und Wünsche & freue mich, dass dir meine Seite gefällt. Für mich gibt es im Moment wirklich nichts Schöneres, als genau diesen, meinen Herzensweg zu gehen. Dafür bin ich jeden Tag auf’s Neue unendlich dankbar und erfüllt von all‘ den Begegnungen unterWEGs und all‘ den Wundern. Herzliche Grüße & alles Liebe auch für euch. Katrin

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  3. Liebe Katrin,
    oft und gerne denke ich an die Begegnung mit dir am 1. November zurück.
    Danke für die Gespräche und daß ich dich kennenlernen durfte.
    Ich hoffe es geht dir gut und ich wünsche dir eine schöne Adventszeit und ein gesegnetes Weihnachtsfest.

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    1. Liebe Ellen, so sehr habe ich mich über deine Nachricht hier gefreut. Ich bin immer noch fleißig am Schreiben und Revue passieren meiner letzten Wochen auf meinem Weg/ meinem HildegardWeg, neben gemütlichen Weihnachtsvorbereitungen und ganz viel kostbare Zeit mit meiner Familie verbringen. Ich war gerade an der wunderbaren Stelle, als wir uns begegneten und lese deine Nachricht. Wie sich doch wieder alles perfekt fügt, wie schon unsere Begegnung selbst. DANKE! ❤️✨
      Ich hoffe, dass es dir & euch auch gut geht und wünsche euch einen gesegneten Adventssonntag 🕯🕯🕯🕯Fühlt euch von Herzen umarmt und gegrüßt. Katrin

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  4. Liebe Katrin, wir denken oft an die Begegnung mit Dir in Zodel im Pfarrhaus. Wie geht es Dir, was machst Du und wo bist du jetzt? Uns geht es gut. Wir wünschen Dir noch viele wundervolle Begegnungen und nette Menschen an Deiner Seite. Gottes Segen begleite Dich auf allen Deinen Wegen. Viele liebe Grüße von Frank und Petra aus Zodel

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